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Ford Edge

Published in radical-mag.com

Wenn. Dann.

Das SUV ist die Milchkuh des Automobilherstellers. Die Zuwachsraten sind erschreckend, bald werden die Dinger mehr als 100 Prozent der Verkaufserfolge ausmachen. Und alles, was nicht zu gross, zu hoch, zu schwer und zu umweltunfreundlich ist, quersubventionieren. Das SUV ist für die Hersteller ein Schnäppchen in der Entwicklung und der Produktion, und mittlerweile können sie auch noch auf teures Marketing verzichten, das Zeugs verkauft sich quasi von selbst – und das zu Preisen, die all die margengetriebenen Controller in höchsten Tönen frohlocken lassen. Sogar ins Flottengeschäft drängen die SUV unterdessen, obwohl man doch glauben mochte, bisher, dass gerade dort gut und präzis gerechnet wird. Doch Image hat sich ja schon immer auch gegen eigentlich gute Argumente wie die Vernunft locker verwehren können.

Ford hat ja mit dem Kuga beste Erfahrungen gemacht, macht sie weiterhin. Dann, etwas weniger grossartig, noch den EcoSport in Position gebracht. Und weil nicht nur im Auto-Business mehr besser ist, gibt es mit dem Edge jetzt noch einen obendrauf. Und das ziemlich massiv: mit einer Länge von 4,81 Metern lässt das in Kanada produzierte Gefährt sogar den VW Touareg hinter sich. Und bietet innen jede Menge Raum, über 1800 Liter maximales Kofferraum-Volumen bei abgeklappten Rücksitzen (ist übrigens auf Knopfdruck möglich), für die hinteren Passagiere Limousinen-Werte und -Weite bei Kopf und Knie. Andererseits: es wollen auch fast zwei Tonnen bewegt werden. In den USA heisst so etwas «mid size», in Europa gehört der Edge zu den Mächtigeren. Weil er aber zwar lang, doch nicht so breit und hoch ist, wirkt er nicht unelegant. Also, zumindest für das Segment.

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Er fährt sich auch ganz angenehm, eine schöne Mischung zwischen Komfort und Sportlichkeit; also, zumindest für das Segment. Ein 1,7 Meter hoher Wagen quittiert eine etwas flottere Fahrweise halt mit einem gewissen Mass an Wankbewegungen, aber es hält sich dies beim Edge in akzeptablen Grenzen. Was aber sicher auch daran liegt, dass der grosse Ford mit seinem maximal 210 PS starken 2-Liter-Diesel nicht dringend dazu animiert, sich an irgendwelche Limiten heranzutasten. Und ja, 210 PS müssen es schon sein (es gibt ja noch eine 180-PS-Variante), und ja, es muss auch das 6-Gang-Powershift-Doppelkupplungsgetriebe sein (die 180-PS-Variante gibt es auch mit einem manuellen 6-Gang-Getriebe). Womit wir unsere Wahl des Antriebs klar ausgedrückt hätten, auch wenn die feinere Kombination 3500 Franken Aufpreis kostet. In Sachen Verbrauch wollen beide Versionen mit weniger als 6 Litern auskommen; da haben wir so ein bisschen Zweifel, ob man diesem Wert im Alltag dann bedrohlich nahe kommen kann.

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Geld ist ein wichtiges Argument: der Edge ist ab 49’800 Franken zu haben. Und da ist er schon sehr anständig ausgestattet. In der derzeit noch heftigsten Ausstattung (es folgt dann Ende Jahr noch: Vignale) und mit dem stärkeren – besseren – Antrieb kommt er auf weniger als 60’000 Franken, dann geht dann aber eigentlich nichts mehr obendrauf. Das darf man angesichts der Raum-Verhältnisse und des gebotenen Inhalts als absolutes Schnäppchen bezeichnen, da können nicht einmal die Koreaner mithalten, von den marktdominierenden deutschen Produkten ganz laut zu schweigen. Ja, natürlich riecht im BMW der Plastik ein wenig anders, ja, im Audi sind die Spaltmasse enger, nein, der Mercedes hat nicht die bessere Bedienerführung, und nein, bessere Sitze vorne haben alle drei Premium-Dingers, die dann im Preis/Leistungsvergleich ein Segment tiefer antreten müssen, auch nicht. In allen wesentlichen Punkten, die ein Automobil erfüllen muss, macht der Edge also eine gute Figur. Und all das Safety-Zeugs gibt es ja bei Ford sowieso reichlich, wir verzichten einmal mehr (mangels Zeit) auf eine Auflistung.

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Ja, ins Gelände kann er auch, er hat da soetwas wie einen intelligenten Allradantrieb; übertreiben möchte man es aber nicht, doch das will man es ja in keinem dieser SUV. Und er hat, so liest man, eine «active noise control», zumindest in den besseren Austattungsvarianten; wir können dazu jetzt nicht viel erzählen, denn wir wissen ja nicht, wie es ohne wäre. Zu vermelden ist aber, dass er wirklich schön ruhig bleibt, der Edge, doch das liegt wiederum daran, dass man ihn auch nicht prügelt. So richtig glücklich werden wir mit der Ford-Innenraumgestaltung derzeit nicht, der Bildschirm in der Mittelkonsole ist zu klein, es gibt weiterhin zu viele Knöpfchen, in der digitalen Instrumententafel hat es eine Unmenge unnötiger Informationen; zu loben ist wiederum die Sprachsteuerung, die benchmark bleibt, nicht nur in diesem Segment.

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Es ist davon auszugehen, dass sich der Edge ganz anständig verkaufen wird. Es fehlt ihm zwar die anscheinend so wichtige Spreizung des Antriebsangebotes, es gibt keine 500-PS-Variante mit serienmässigen 22-Zöllern, mit der man den Nachbarn beeindrucken kann. Aber wenn schon SUV, dann gern mit etwas Vernunft, und die kann der Edge serienmässig bieten, ganz besonders in der Preisgestaltung.

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Mehr Ford haben wir in unserem Archiv.

Der Beitrag Ford Edge erschien zuerst auf radicalmag.