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Alles andere als ein Spätzünder unter den Selbstzündern

Published in fünfkommasechs.de
Bis vor wenigen Jahren waren Dieselmotoren in der Oberklasse noch verpönt, zumindest in Europa. Doch gerade hierzulande konnte man auf eine ganze Reihe eigener Innovationen zurückblicken, die es nur folgerichtig erscheinen lassen, daß der Diesel irgendwann auch Einkehr im “großen Salon” finden würde. Daimler-Benz war seit Jahrzehnten Vorreiter und verbuchte etliche Weltpremieren auf diesem Gebiet: • 1922 erstes dieselbetriebenes Serienfahrzeug der Welt (Ackerschlepper Typ 6) • 1934...

Bis vor wenigen Jahren waren Dieselmotoren in der Oberklasse noch verpönt, zumindest in Europa. Doch gerade hierzulande konnte man auf eine ganze Reihe eigener Innovationen zurückblicken, die es nur folgerichtig erscheinen lassen, daß der Diesel irgendwann auch Einkehr im “großen Salon” finden würde. Daimler-Benz war seit Jahrzehnten Vorreiter und verbuchte etliche Weltpremieren auf diesem Gebiet:

• 1922 erstes dieselbetriebenes Serienfahrzeug der Welt (Ackerschlepper Typ 6)
• 1934 erster Turbodieselmotor für einen Eisenbahnzug (Maybach)
• 1936 erster Serien-Diesel-PKW der Welt (260 D) und erster Luftschiff-Dieselmotor für die “Hindenburg”
• 1953 erster Turbodiesel-LKW
• 1958 erster Diesel mit obenliegender Nockenwelle

1977 schließlich wurde weltweit erstmalig ein Turbodiesel in einem Serien-PKW verbaut, und das ausgerechnet in der S-Klasse (W116) von Mercedes-Benz. Lange bevor also der Diesel in Deutschlands Luxusklasse salonfähig wurde, zielte Daimler mit dem ausschließlich für den Export bestimmten 300SD besonders auf den nordamerikanischen Markt ab. Diesel-PKW, auch solche der Oberklasse, wurden in den USA der Carter-Ära weitaus populärer als in Europa. Hintergrund waren die strengeren Auflagen zur Senkung der Flottenverbräuche auf dem US-amerikanischen Markt. Daimler mußte (und konnte) mithalten.

Die USA waren für dieselbetriebene “Luxury Saloons” ein ideales Biotop. Bei umgerechnet kaum über 100km/h Tempolimit fiel es nicht weiter ins Gewicht, daß sie den Ottomotoren bei höheren Geschwindigkeiten weit unterlegen waren. Der amerikanische Highway (und drehmoment-bedingt insbesondere der Ampelstart) waren eher das Revier des 300SD als die deutsche Autobahn. Heute wirkt es wie eine Ironie der Automobilgeschichte, daß ausgerechnet in den Vereinigten Staaten die Diesel-S-Klassen quasi so erfolgreich wie hierzulande die V8-Modelle waren.

So war abzusehen, daß nach dem W116 auch in der “neuen S-Klasse” W126 das Selbstzünderprinzip weiter perfektioniert werden würde. Zunächst noch mit dem bewährten Fünfzylinder OM617 des Vorgängerbaureihe, der im 300SD/L noch einmal zukunftsweisend wurde: der Diesel-126er war der weltweit erste PKW mit serienmäßigem Rußpartikelfilter - mehr als zwanzig Jahre vor der Erfindung der Feinstaubhysterie.

Für die Modellpflege ab 1985 wurde dann der neue Sechszylinder-Diesel OM603 verbaut. Und ganz zum Schluß, im vorletzten Modelljahr des W126 mutierte der 300SD/L  durch erweiterte Bohrung und Hub noch einmal zum 350SD/L , dem ultimativ letzten “neuen” Modell der “neuen S-Klasse”, kurz bevor diese abgelöst werden sollte.

Die Erkenntnis aber, daß jener neue Turbodiesel für die “Ami-S-Klasse” kaum mehr die Klischees vom nagelnden Ölbrenner mit geringer Durchzugskraft erfüllte, hatte die österreichische “Automobil Revue” reichlich spät. Anlaß war die bevorstehende Premiere des 126er-Nachfolgers W140, bei dem erstmals auch eine Dieselversion für den europäischen Markt angeboten werden würde. Es lohnte sich also durchaus, einmal vorbeugend über den Tellerrand bzw. den großen Teich zu schauen, um herauszufinden, wie sich eine “Diesel-Sonderklasse” so anfühlte. Und die Redakteure staunten nicht schlecht…

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Nachzulesen ab sofort in der Sektion “Dokumente & Dateien”. Unser herzlicher Dank gilt Klaus Wintersperger, der uns diesen Zeitungsausriß aus seinem Privatarchiv zur Verfügung gestellt hat. :-)


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